privat

Gottesdienst mit Adventskaffee
Niddatal-Ilbenstadt,Evangelisches Gemeindehaus Ilbenstadt

Musikalische Abendandacht
Niddatal-Bönstadt,Evangelische Kirche Bönstadt
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Es gab eine ganze Zeit, da war er für mich einfach nur der intrigante Gegenspieler in der Weihnachtsgeschichte. Der Machtmensch, das Monster auf dem Thron, der Kindermörder. Und irgendwie versaute er mir lange immer wieder die Weihnachtsgeschichte, die ja schon von ausreichend anderen Hürden für eine Frau kurz um die Geburt erzählt.
Schon sein Name brachte immer einen merkwürdigen, aber wohligen Schauer, wenn mit viel Pathos eingeleitet wurde „Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa…“ Aber er hatte absolut nichts Großes an sich, dieser König, und schon gar nichts Gutes. Und alle Jahre wieder da erschreckt er vor einem kleinen, hilflosen Neugeborenen! Er ist ein feiger, unter Verfolgungswahn leidender Möchtegern-Herrscher, ein Despot, der auf seinem Thron und an seiner Macht festklebt und sich deswegen einzig und allein um die eigene Zukunft sorgt. Danke für nichts!
Vor so viel dunkler Durchtriebenheit leuchtet der Weihnachtsstern umso heller…
Die Wahrheit dabei ist: Menschen sind nicht so eindimensional, selbst Herodes nicht. Irgendwann musste ich diese Wahrheit in meine mehr oder weniger idyllische Weihnachtswelt hinein lassen. Sogar ein Machtmensch wie Herodes hat verschiedene Seiten.
Und Schritt für Schritt habe ich versucht, mich diesem Menschen mal ganz neu anzunähern. Auch Herodes ist ein Spielball seiner Zeit; einer, der hin- und hergeworfen wird von den Ambitionen der Großmacht Rom und den Ränkespielen der politischen und religiösen Fraktionen in seinem Land. Wenn er seine Herrschaft bedroht sah, dann handelte er, ließ töten oder tötete sogar selbst – seine Frau und drei Söhne. Er war ein Emporkömmling mit Geschick und Klugheit, der seinem Land viele Jahre Frieden bescherte, der Städte gegründet hat und beeindruckende Bauwerke errichten ließ. Das rechtfertigt nichts und macht den antiken König nicht sympathischer, aber er bleibt kein komplett eindimensionales Störgeräusch in der oft um Harmonie bemühten Weihnachtswelt. Es wird menschlich, realistisch – mit allen Abgründen, die dazu gehören.
Die Geschichte von Herodes (außerhalb der Bibel) erzählt von einem Mann, der sein ganzes Leben lang darum gekämpft hat, als König akzeptiert zu werden und der in der Weihnachtsgeschichte genau an dem Punkt ins Spiel kommt, an dem alles neu werden soll und ganz anders. Wo Macht und Gewalt gegen ein Kleinkind verlieren, wie hätte der Mächtige es verstehen können?!
„Siehe, ich mache alles neu“ – das ist Gottes großes Versprechen und die Jahreslosung für das kommende Jahr. Und das Neue hat schon begonnen. Mit der Geburt dieses Kindes. Mit dem Machtmensch, dessen finstere Pläne vereitelt wurden. Mit der Hoffnung, dass andere Tyrannen von ihrem Thron steigen, ihre Fehler einsehen und demütig zur Krippe gehen – damit das Morden und Töten endet und eine neue Zukunft werden kann, in der Tränen getrocknet werden und Leid und Geschrei nicht mehr sind. Aber eben alles zu seiner Zeit.
„Siehe, ich mache alles neu“ … Manchmal denke ich, so ein bisschen neu würde schon reichen – aber das sind dann eben auch menschliche Kategorien. Vielleicht bin ich auch ein bisschen ungeduldig und muss auf Entdeckungsreise gehen, was schon alles am Neuwerden ist. Eigentlich ein guter Vorsatz und ich bin gespannt, was mir und uns so alles begegnet. Gespannt und hoffnungsvoll, dass am Ende Gott alles neu macht.
In diesem Sinne eine gesegnete Zeit
Pfarrer Florian Witzel